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Lexikon > Traum



Ein Traum ist eine psychische Aktivität während des Schlafes. Er wird als besondere Form des Erlebens im Schlaf charakterisiert, das häufig von lebhaften Bildern begleitet und mit intensiven Gefühlen verbunden ist. Der Träumende kann sich nach dem Erwachen meist nur teilweise oder gar nicht erinnern.1 Stickgold (2001) beschreibt Träume als „bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivität […] die während eines Kontinuums an Schlaf- und Wachstadien einsetzt“. Krippner u. a. (1994) beschreiben den Traum in der Psychologie als „[…] eine Serie von Bildern, die während des Schlafes auftritt und oft verbal berichtet wird“. Der Neuropsychologe Hobson beschreibt den Traum als „[…] a form of madness“ (eine Form von Wahnsinn) (1998).2 Die Interpretation des Erlebten findet in der „Oneirologie“ (Traumdeutung) statt. Fantasievorstellungen und Imaginationen, die im wachen Bewusstseinszustand erlebt werden, werden als Tagtraum bezeichnet.

Traum als Erlebnis im Schlaf


Träume werden in allen Phasen des Schlafes (Einschlafen, Aufwachen, REM-Schlaf und NREM-Schlaf) erlebt. Im NREM-Schlaf kommen Träume allerdings seltener vor als im REM-Schlaf.34 Träume bleiben aber nur selten als solche in Erinnerung. Das Traumgeschehen handelt häufig von Dingen und Ereignissen, die theoretisch unmöglich oder in der Wachrealität unwahrscheinlich sind. Sie können aber auch realen Dingen entsprechen. Träume unterliegen nur bedingt der Steuerung des Ichs und sind oft mit starkem emotionalem Erleben assoziiert. Kognitive Fähigkeiten wie begriffliches Denken und kausal-logisches Erinnern treten in den Hintergrund. Auch das Bewusstsein ist meist eingeschränkt. Für jene luziden Traumphasen, in denen der Träumende sich seines träumenden Zustands bewusst ist, wurde vom deutschen Gestaltpsychologen Paul Tholey der Begriff Klartraum geprägt.5 Erschreckende und angstauslösende Träume werden Albträume genannt.
Die Häufigkeit des Träumens scheint bei allen Menschen in etwa gleich ausgeprägt zu sein, wenngleich die Erinnerbarkeit individuell sehr verschieden ist. Durch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka kann das Träumen unterdrückt werden oder das Klartraumerleben verstärkt werden.67 Auch kann gezielte Meditation vor dem Schlaf und Konzentration nach dem Aufwachen die Intensität des Traumerlebens und das Erinnerungsvermögen ausweiten.89
Träume und deren Deutung hatten im Altertum eine zentrale Stellung in Bezug auf die Zukunft und das Schicksal der menschlichen Existenz. So existiert beispielsweise der Tempelschlaf, eine seit der Antike belegte Praxis der Trauminkubation, bei der ein Kranker das Heiligtum eines Gottes oder eines Heros aufsuchte und dort (manchmal in Verbindung mit einem entsprechenden Ritual und mehr oder minder aufwändiger Vorbereitung) darauf hoffte, dass er im Traumschlaf einen Hinweis auf eine wirksame Therapie seiner Krankheit erhielte.
Ursache und Funktion des Traumes sind auch heute noch nicht umfänglich erforscht. Es sind verschiedene Hypothesen bekannt, die je nach wissenschaftlichem und weltanschaulichem Hintergrund zu unterschiedlichen Aussagen kommen: So werden Träume von der Hirnforschung ausschließlich als physiologische Antwort neuronaler Prozesse betrachtet, während sie die Tiefenpsychologie als Reflexionen des Unbewussten ansieht.

Forschung


Generell sieht sich die Traumforschung mit einem zentralen Problem konfrontiert: Der Traum an sich kann nicht unmittelbar beobachtet werden. Die unterschiedlichen Zugänge zur Erforschung des Phänomens Traum gliedern sich in drei Bereiche 10.

BereichBeispiele
Physiologische Ansätze, insbesondere NeurobiologieHirnstrommessungen (EEG), Identifizierung von Schlafphasen des Gehirns, Erforschung beteiligter Hirnstrukturen, Erfassung weiterer Vitalparametern wie Herzschlag, Atmung oder Hautleitfähigkeit
Beobachtbares SchlafverhaltenAugenbewegungen, Muskelzuckungen, Lagewechsel, Bewegungen der Gliedmaßen (z. B. Faust ballen), Verhalten träumender Tiere während des Schlafs nach gezielten Eingriffen im Gehirn
Experimentell-PsychologischUntersuchung der Erfahrungsberichte von Probanden nach gezieltem Wecken im Schlaflabor während bestimmter Schlafphasen, während Schlafentzug-Experimenten, nach Schlafwandel-Episoden, nach oder während Klarträumen mittels vor dem Einschlafen vereinbarten Augenbewegungen, Untersuchung der Auswirkungen von äußeren Reizen und Tageserlebnissen auf den Traum, oder der Auswirkung von Träumen auf das Wachleben



Neurobiologie


Es gibt bisher keine unter Neurophysiologen allgemein anerkannte Hypothese zur Funktion des Traumes und des REM-Schlafs. Der Schlafforscher Jerome Siegel bemerkt dazu: „Es ist schwer zu glauben, dass dieser physiologische Zustand nicht eine irgendwie geartete lebenswichtige Rolle spielt“, jedoch bestehe keine allgemeine Übereinstimmung unter Schlafforschern hinsichtlich der Funktion des REM-Schlafs.11
Die medizinisch-naturwissenschaftliche Erforschung des Phänomens Traum begann 1953 in Chicago mit Eugene Aserinskys Entdeckung der REM-Phase im Schlaf. An der Universität Lyon konnten Forscher um Michel Jouvet 1962 den Pons (auch Brücke genannt, ein Teil des Stammhirns) als den Bereich des Gehirns lokalisieren, der die Schlafphasen steuert.
An der Harvard University entwickelten Allan Hobson und Robert McCarley daraufhin zwei einflussreiche Theorien: das reziproke Interaktionsmodell12 und die Aktivierungs-Synthese-Hypothese.13 welches er später zum Activation-Input-output gating-Modulation-Modell, kurz AIM, erweiterte.14 Das reziproke Interaktionsmodell ist ein neurobiologisches Beschreibungsmodell, das den Wechsel zwischen REM- und NREM-Phasen im Schlaf erklärt. Mit der Aktivierungs-Synthese-Hypothese versuchen Hobson und McCarley, auf der Basis ihrer Erkenntnisse des reziproken Interaktionsmodells, das Zustandekommen eines Traums zu erklären. Neuronen im oberen Hirnstamm produzieren zufällige Erregungsmuster, welche der Ausgang für das Traumerleben sind. Der Cortex ist, konfrontiert mit der Schlafparalyse des REM-Schlafs, nun bemüht, sinnfällige Interpretationen dieser Muster zu bilden. Das Ergebnis ist ein Traum. Damit sei die Ursache von Träumen den niederen Gehirnfunktionen zuzuordnen und nach diesem Modell der Traum selber „sinnlos“ bzw. ohne Bedeutung. Das Ergebnis sorgte für einen Sturm, nicht nur in der Psychoanalyse. Doch werden immer wieder Anomalien entdeckt, die mit dem Modell nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Gegen das Modell spricht, dass aus der empirischen Forschung eher selten von bizarren Trauminhalten berichtet wird, von denen Hobson ausgeht. Hobson selbst schränkte sein Modell ein und stellte klar, dass Gedächtnisinhalte bei der Traumbildung eine Rolle spielen und Träume für unbewusste Vorgänge bedeutsam sind. Auch liefert das Modell nur schwache Erklärungen für Non-Rem-Träume (NREM-Träume), deren Bedeutung für die Forschung in jüngster Vergangenheit zugenommen hat. Heute ist er der Ansicht, dass die von ihm beschriebenen Mechanismen lediglich als Schalter fungieren, um von einer Traumepisode zur nächsten „umzuschalten“.
Der Neurophysiologe und Psychoanalytiker Mark Solms meint, dass Träume durch höhere Hirnfunktionen generiert werden und kein direkter Zusammenhang zwischen REM-Schlaf und Träumen besteht. Solms untersuchte verschiedene Patienten, bei denen durch Schädigungen und Traumata in REM-schlafrelevanten Bereichen des Gehirns kein REM-Schlaf mehr auftrat. Dennoch berichteten die Patienten von Traumtätigkeiten. Auch auf Basis seiner empirischen Ergebnisse kommt Solms zur alten Freud’schen Annahme des Traums als Hüter des Schlafs.
Dabei unterscheiden sich REM-Träume in der Regel qualitativ von Träumen, die außerhalb von REM-Phasen (NREM-Träume), oder während des Einschlafens berichtet werden. Die in bis zu 70 % der Fälle berichteten NREM-Träume scheinen weniger lebhaft, weniger bildhaft, dafür realer.151617

Experimentell-Psychologisch


Die Inhalte der experimentell-psychologischen Traumforschung lassen sich in drei Gruppen einteilen.
Erstens die Beschreibung von Träumen, um sie eindeutig von Wachfantasien und -gedanken abgrenzen zu können, aber auch, um allgemeine Beschreibungsweisen zur besseren Auswertung zu generieren. Als Traum bezeichnen Schlafforscher das, was der Träumer im REM-Schlaf erlebt, während sie Träume in der Einschlafphase als hypnagogische Halluzinationen bezeichnen.18
Zweitens die Einflussfaktoren auf Träume, d. h. die Frage, welche Auswirkungen das vorangegangene Wacherleben und äußerliche Reize während des Schlafs auf den Traum hat. Mehrere Forschergruppen haben untersucht, inwieweit äußere Reize in den Traum übernommen werden. Manchmal gab es eine partielle Übernahme, oft jedoch gar keine, und in keinem Fall wurde der Reiz zentrales Traumthema. Diese Schwierigkeit, den Träumer von seiner inneren Erfindung abzubringen, nannte Allan Rechtschaffen single-minded process.19 Von Interesse ist dabei auch die Korrelation des Traums mit der Physiologie des Träumers (Augenbewegung, Puls, Atmung etc.). Auch hier gibt es noch keine allgemein anerkannte Lehrmeinung. Während P. Lavie, sich u. a. auf den Tennistraum stützend, in dem die Augenbewegungen des Träumers mit dem Hin und Her des Balles übereinstimmten, dazu neigt eine Verbindung zu sehen,20 sind diese isolierten Beweise für M. Jouvet nicht hinreichend.21 Außerdem gibt es auch bei Menschen, die von Geburt an blind sind, vereinzelte Augenbewegungen während des REM-Schlafs, obwohl sie in Geräuschen, Fühlen und emotionalen Zuständen träumen.22
Drittens die Rückkopplung von erlebtem Traum auf das Wacherleben, wie beispielsweise nach Albträumen oder kreativen Träumen.
Hinzu kommen durch spekulativere Fragestellungen nach dem Wesen von Träumen und ihrer Inhalte an sich motivierte Experimente, so etwa Untersuchungen der u. a. von Paul Tholey nahegelegten Möglichkeit begrenzter Bewusstheit von in Träumen erscheinenden Charakteren.23

Klarträume


Einen wichtigen Anteil an der experimentellen Traumforschung hat die Untersuchung von Klarträumen, die seit Veröffentlichungen von Stephen LaBerge in den 1980er Jahren verstärkt in den wissenschaftlichen Fokus gerieten. Durch LaBerge wurden zum einen Techniken zur Induktion von Klarträumen weiterentwickelt und systematisiert, was diesem spontan eher seltenen Phänomen zu einem häufigeren Auftreten verhalf und somit für die Schlaflaborforschung zuverlässiger erreichbar machte.24 Zum anderen entwickelte er, wie auch Keith Hearne, die Möglichkeiten zur Kommunikation des Träumenden aus dem Traum heraus: durch die Kopplung von Blickrichtung im Traum und Bewegung der Augen der Probanden (siehe auch Scanning-Hypothese), konnten diese signalisieren, dass sie sich im Traum befinden und dort Experimente durchführen, z. B. zum Zeitablauf. Keith Hearne nutzte diese Technik während seiner Dissertation 1975 zum ersten Mal, LaBerge konnte 1981 durch eine Peer-Review-Veröffentlichung diese weiter in der Wissenschaftsgemeinde verbreiten.25
Grundlegende Forschungen wurden seit den 1970er Jahren auch in Deutschland betrieben. So entwickelte Professor Paul Tholey Methoden, um im Traum Luzidität zu erlangen und definierte sieben Merkmale zur Abgrenzung eines gewöhnlichen Traums von einem Klartraum.26 Der Sportwissenschaftler Daniel Erlacher untersuchte Sportler, die sich während luziden Träumen motorische Bewegungsabläufe aneignen.27

Einflussfaktoren


Verschiedene Studien belegen unterschiedliche Faktoren, die in veränderlichem Maß Einfluss auf die Trauminhalte haben.28 So nimmt der Einfluss von Erlebnissen im Wachzustand mit der Zeitspanne zwischen Erlebnis und Traum exponentiell ab, also sind Erlebnisse von vor beispielsweise fünf Tagen deutlich blasser als von vor zwei Tagen. Weiterhin kann die emotionale Beteiligung und die Art der letzten Wachtätigkeiten eine große Rolle spielen. Der Zeitraum zwischen Schlaf- und Traumbeginn kann sich auf die Zeitbezüge der Traumelemente auswirken. Träume in den ersten REM-Phasen enthalten meist aktuellere Bezüge als Träume der zweiten Schlafhälfte.
Neben den inneren Quellen des Trauminhalts können auch zeitgleich mit dem Traum auftretende äußere Reize einwirken. Diese werden über die menschlichen Sinnesorgane aufgenommen und entsprechend weiterverarbeitet. Als Reize können dabei beispielsweise Geräusche von vorbeifahrenden Autos, Weckerklingeln, ausgesprochene Worte, Lichteffekte durch das geschlossene Augenlid und körperliche Eindrücke (Hunger, Durst, Harndrang) in Frage kommen. Forschungsergebnisse lassen die Annahme zu, dass je nach Wichtigkeit des Eindrucks für den Menschen (z. B. nach Bedrohlichkeit) der entsprechende Reiz in den Traum eingearbeitet wird. Während sich die oben genannten Einflussfaktoren auf den Traum auswirken, kann sich der Traum auch auf körperliche Funktionen auswirken. Einen direkten Einfluss gibt es auf Augenbewegungen, Herz- und Atemfrequenz. Obwohl eine Korrelation nachweisbar ist, kann die Stärke und Form nicht klar bestimmt werden.

Traumerinnerung und Auswirkungen


Menschen, die sich selten an Träume erinnern, berichten häufiger von Träumen, wenn sie während einer der REM-Phasen des Schlafes geweckt werden. Nielsen und Chenier berichten in einer Studie von 1999, dass 82 % der Studienprobanden, die während einer REM-Phase geweckt wurden, von einem Traum berichteten, während dies in 42 % der Fälle außerhalb einer REM-Schlafphase berichtet wurde.16
Die Varianz im Umfang der Traumerinnerung ist sowohl beim einzelnen Träumer als auch in der Menge groß. So berichten einzelne Träumer von einem bis mehreren Träumen in einer Nacht, während andere Menschen den Eindruck haben, als hätten sie kaum oder noch nie geträumt. Eine Studie, die den Einfluss der Variablen Persönlichkeitsfaktoren, Kreativität, Häufigkeit des nächtlichen Erwachens und Einstellung gegenüber Träumen auf die Traumerinnerung untersuchte, konnte keine Erklärung für die Varianz liefern.30
In seinem Schlaflabor in Haifa untersuchte Peretz Lavie die Häufigkeit von Traumberichten während des REM-Schlafs in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Die Testpersonen wurden jeweils geweckt und befragt, wenn die Messgeräte REM-Schlaf anzeigten. Überlebende des Holocaust, die sich gut in das tägliche Leben eingegliedert hatten, erinnerten sich nur zu 33 % an einen Traum, die zweite Gruppe von Testpersonen, Überlebende des Holocaust, die immer noch an Albträumen litten und Schwierigkeiten hatten, erinnerten sich in 55 % der Fälle an einen Traum, während die Traumerinnerung in der Kontrollgruppe, bestehend aus in Israel geborenen Personen, mit 78 % nahe am Durchschnittswert lag. Eine Erklärung des Phänomens gibt es nicht. Lavie nimmt an, dass die Tiefe des Schlafs eine Rolle spielt.31
Es gibt einen geschlechtsspezifischen Unterschied in der Traumerinnerung. Frauen erinnern sich im Schnitt häufiger an das Traumerleben als Männer. Auch die einfache Aufforderung, sich an Träume zu erinnern oder das Führen eines Traumtagebuchs kann die Erinnerung an die erlebten Träume deutlich erhöhen.
Über die Auswirkungen von Träumen auf das spätere Wachleben gibt es kaum systematische Untersuchungen. Bisherige Studien zeigen jedoch, dass Albträume den stärksten Einfluss auf das subjektive Empfinden am Tag darauf haben. Bekannt sind auch kreative Anstöße, die aus nächtlichen Traumerlebnissen kommen. Bekannt sind die Einflüsse in der Malerei (Surrealismus) und der Musik (z. B. Yesterday von den Beatles). August von Kekule berichtet im Jahr 1890 in seiner Festrede im "Halbschlaf" Atome vor seinem geistigen Auge "gaukeln" gesehen zu haben, und "Eine der Schlangen erfasste den eigenen Schwanz (Ouroboros) und höhnisch wirbelte das Gebilde vor meinen Augen. Wie durch einen Blitzstrahl erwachte ich;…".32 Damit fand er die Lösung für den ringförmigen Benzolaufbau. Auch sollen Dmitri Mendelejew (Periodensystem der Elemente) und Elias Howe (Nähmaschine) ihre Lösungen im Traum gefunden haben.

Traumtypen



TraumtypBeschreibung
REM-TraumTraum, der in einer REM-Phase des Schlafs auftritt
NREM-TraumTraum, der außerhalb einer REM-Phase auftritt (Schlafphasen 2, 3 oder 4)
EinschlaftraumTraum während der Einschlafphase
AlbtraumREM-Traum mit angst- und panikauslösendem Inhalt, der zum Erwachen führt,33 wie Katastrophen, Sequenzen von Verfolgungen, soziale Bloßstellung, eigener Tod etc.
Pavor nocturnus (Nachtangst)Aufschrecken aus dem Tiefschlaf, vermutlich ein NREM-Traum, wird Tiefschlafphase 4 zugeordnet und unterscheidet sich vom Albtraum insofern, als häufig der Traum nicht oder nur sehr schlecht erinnert wird.34 Der Pavor nocturnus tritt bei ca. 5 % der Kinder zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr auf.
Posttraumatische WiederholungenNochmaliges Durchleben eines traumatisierenden Erlebnisses, im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das Auftreten ist nicht an einzelne Schlafphasen gebunden.34
Klartraum (Luzider Traum)Traum, in dem Bewusstheit über den Traumzustand herrscht. Trauminhalte können vom Träumer gesteuert werden. Klarträume können sowohl zu kreativen Zwecken als auch zur Forschung verwendet werden. Das im Buddhismus vorkommende Traumyoga basiert auf Klarträumen. Eine zum Klartraum befähigte Person wird Oneironaut genannt.



Funktion des Traums


Prinzipiell muss bei der Frage nach der Funktion des Traums unterschieden werden, welche Funktion der REM-Schlaf hat und welche Funktion der REM-Traum im REM-Schlaf. Neuere Studien festigen die Hypothese, dass im REM-Schlaf eine Verfestigung des Gedächtnisses stattfindet. Ein Zusammenhang mit dem REM-Traum kann auf Basis einer Einzelstudie zwar hergestellt, eine Korrelation kann jedoch nicht belastbar belegt werden.36 Die methodische Hürde, dass ein Traum nur abhängig vom Wachzustand untersucht werden kann, stellt (derzeit) eine unüberwindbare Schwierigkeit bei der Traumforschung dar.
Weitere Hypothesen über die Funktion des Traums:
  • Überbleibsel aus der Evolution, also keine Funktion,
  • Gehirnreifung durch den REM-Schlaf (als Beleg dient der erhöhte REM-Anteil beim Neugeborenen),
  • Programmierung mit immer gleichen Mustern, um Individualität aufrechtzuerhalten,
  • psychische Funktion: Für Sigmund Freud ist jeder Traum Wunscherfüllung und Hüter des Schlafs, um Es-Impulse zu kontrollieren,
  • Kompensation von Einseitigkeiten, um Ganzwerdung zu erreichen (C. G. Jung), Vorkommen von Archetypen,
  • Träumen, um zu vergessen (Bereinigungsfunktion),
  • Verarbeitung und Lösen von Problemen aus dem Wachleben,
  • emotionale Erlebnisse verarbeiten und Stimmungen glätten,
  • Entspannungszustand zur Verarbeitung von angstbesetzten Inhalten,
  • Schaffung von kreativeren Lösungsansätzen als im Wachen.

Neben diesen „materiellen“ Hypothesen hinaus existieren Ideen, dass der Geist im Traum den Körper verlässt. Siehe auch außerkörperliche Erfahrungen.

Rolle der Träume im Laufe der Geschichte


Bereits in der mesopotamischen Kultur dienten Traumhauch-Hütten neben den Tempeln als Traumfänger-Orte zur Zukunftsvorausschau und Omendeutung. In Delphi in Griechenland und Memphis interpretierten Priesterinnen die Träume der Pilger.37
Im Tanach spielen Träume und ihre Interpretation daher eine ebenso wichtige Rolle. So bei Jakobs Entscheidungen (1. Mose 28,12 f und 31,10 f sowie 37,5 ff). Am bekanntesten sind die Traumdeutungen Josefs in Ägypten, insbesondere der Traum von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren (1. Mose 40,9 ff), und die Daniels für Nebukadnezar II. (viergeteiltes Standbild mit tönernen Füßen).
Bei den Indianern Nordamerikas wurde Traumvisionen ebenfalls eine große Bedeutung zugemessen, unter anderem bei der Berufung zum Medizinmann und der Ausführung von Ritualen, wie aus den Erinnerungen des Oglala-Sioux Schwarzer Hirsch ersichtlich wird.38
Im mittelalterlichen und spätmittelalterlichen Abendland erfolgte die Fortführung der antiken Tradition durch die Verbreitung sogenannter Traumbücher.3940
Im 19. Jahrhundert ging man in Europa dagegen davon aus, dass Träume nur Ausdruck körperlicher Zustände seien, was Alfred Maury mit seinen Experimenten zu beweisen versuchte. Allerdings handelt es sich in seinem Fall nach Ansicht der Traumforscher nicht um Träume, sondern um Halluzinationen in der Einschlafphase.41

Bedeutende Träume


Mehrmals im Laufe der Geschichte wurde Träumen zugeschrieben, bedeutende Ereignisse, wie wissenschaftliche Entdeckungen, politische Entscheidungsfindung initiiert oder zum Besseren gewendet zu haben. Der Wahrheitsgehalt derartiger Entscheidungsfindung im Traum ist nicht immer zweifelsfrei feststellbar, in einigen Fällen handelt es sich definitiv um Legenden.
  • Lehi, ein Prophet im Buch Mormon, soll die vielzitierte Vision vom Baum des Lebens in einem Traum empfangen haben.42
  • Der im 2. Jahrtausend v. Chr. geborene Kabti-ilani-Marduk soll das Erra-Gedicht vollständig in einem Traum gesehen haben, bevor er es niederschrieb.43
  • Dem legendären Odysseus soll die Idee vom Trojanischen Pferd durch Athene in einem Traum eingeflüstert worden sein.
  • Antigonos I. Monophthalmos, einer der wichtigsten Diadochen, der im dritten Jahrhundert vor Christus lebte, soll in einem Traum ein Feld gesehen haben, das in ihm den Wunsch weckte Mithridates zu ermorden.
  • Josef soll in einem Traum von Gott aufgefordert worden sein, nach Ägypten zu fliehen, so dass Jesus dem Zorn des Herodes entgehen kann.
  • Alexander der Große träumte von einer Passage aus Homers Odysseus, in der die Insel Pharos vorkam. Nach dem Traum reiste er dorthin und gründete die Stadt Alexandria.44
  • Die legendäre Ursula von Köln, die im 4. Jahrhundert gelebt haben soll, soll in einem Traum von ihrem bevorstehenden Martyrium durch einen Prinz der Hunnen und die Belagerung von Köln erfahren haben.
  • Cædmon, ein englischer Dichter des späten 7. Jahrhunderts, soll der Legende nach ein einfacher Hirte gewesen sein, bevor er im Traum die Gabe der Dichtkunst erlangte.
  • Der rheinische Volksheilige Termelines reiste, da er einen Ort aus seinen Träumen suchte, von Irland nach Deutschland, wo er ermordet wurde.
  • Orgyenpa Rinchen Pel, der höchste Lama der Karma-Kagyü träumte 1289 angeblich von einem Treffen mit Rangjung Dorje, der später der dritte Karmapa der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus wurde.
  • Der Lehrling des Steinmetzmeisters, der die Rosslyn-Kapelle im 15. Jahrhundert errichtet haben soll, soll die Säulenanordnung im Traum gesehen haben, woraufhin ihn sein eifersüchtiger Meister erschlug.45
  • Im 17. Jahrhundert soll ein alter Maurer aus Kärnten durch einen Traum dazu bewegt worden sein, erneut zum Kloster Wiblingen zu pilgern, wo er bei der Wiederentdeckung der Heilig-Kreuz-Reliquie half.
  • Elias Howe gab an, die von ihm 1835 konstruierte Zweifadennähmaschine in einem Traum gesehen zu haben, in dem er für ein fremdländisches Kind genäht habe.
  • George Phineas Gordonder behauptete 1851, Benjamin Franklin hätte ihm die Gordon-Tiegelpresse in einem Traum beschrieben.
  • August Kekulé berichtete, er habe 1861 im Halbschlaf in sein Kaminfeuer geblinzelt und dort Wasserstoff- und Kohlenstoffatome tanzen sehen, ebenso eine Schlange, die in ihren eigenen Schwanz biss, was ihn den Ring als Symbol für Benzol verwenden ließ.46
  • Zu Beginn des 20. Jahrhunderts will der Autor Guido von List das neue Runenalphabet Armanenfuthark, das auch die Siegrune enthält, in einem Traum gesehen haben.
  • Den 1922 erstmals von H. P. Lovecraft verwendete Begriff Necronomicon will dieser in einem Traum erfunden haben.47
  • Franz Jägerstätter sah im Januar 1938 in einem Traum einen Zug, in den immer mehr Menschen einstiegen, und hörte eine Stimme sagen: „Dieser Zug fährt in die Hölle“.48 Er leistete auch deshalb Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde daher ermordet.
  • Als James Cameron 1981 während der Dreharbeiten für Piranha II: The Spawning, erkrankte, erschien ihm in einem Fiebertraum ein metallischer Torso, der – mit Messern bewaffnet – von einer Explosion davonkroch: Die Idee für den Film Terminator war geboren.49
  • Im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde Margaret Profet, ihren Angaben nach, durch einen Traum zu ihrer evolutionstheoretischen Erklärung der Menstruation inspiriert.


Träume bei Tieren


Fast alle Säugetiere, Vögel und auch manche Reptilien zeigen Phasen von REM-Schlaf und träumen somit höchstwahrscheinlich. Hunde und Katzen bewegen beispielsweise ihre Pfoten so, als würden sie laufen, äußern arteigene Laute und/oder zeigen lebhafte Mimik.5051 Dabei verarbeiten sie möglicherweise Erinnerungen, die sich jedoch keineswegs auf den vorangegangenen Tag beschränken (zu beobachten z. B. bei alten oder invaliden Tieren). Es wurden auch Versuche an Ratten durchgeführt, die zeigen, dass die Gehirnaktivität, die sie bei einer Futtersuche zeigen, in der darauf folgenden Schlafphase ganz ähnlich wiederkehrt. Einige wenige Säugetiere wie die Ameisenigel oder die Delfine haben keinen REM-Schlaf.

Literatur zur Traumforschung


  • Klaus-Uwe Adam: Therapeutisches Arbeiten mit Träumen – Theorie und Praxis der Traumarbeit. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2000, ISBN 3-540-66786-5.
  • Pamela Ball: 10.000 Träume. Traumsymbole und ihre Bedeutung von A bis Z. Mosaik, 1996, ISBN 3-442-39049-4. (orig. 10.000 Dreams, 1995)
  • Heinrich Deserno (Hrsg.): Das Jahrhundert der Traumdeutung. Perspektiven psychoanalytischer Traumforschung. Klett-Cotta, Stuttgart 1999.
  • Bernard Dieterle, Manfred Engel (Hrsg.): The Dream and the Enlightenment / Le Rêve et les Lumières. Honoré Champion, Paris 2003, ISBN 2-7453-0672-3.
  • Bernard Dieterle, Manfred Engel (Hrsg.): Writing the Dream / Écrire le rêve (= Cultural Dream Studies 1) Königshausen & Neumann, Würzburg 2017, ISBN 978-3-8260-6120-2
  • Manfred Engel: Jeder Träumer ein Shakespeare? Zum poetogenen Potential des Traumes. In: Rüdiger Zymner, Manfred Engel (Hrsg.): Anthropologie der Literatur. Poetogene Strukturen und ästhetisch-soziale Handlungsfelder. (= Poetogenesis. Studien und Texte zur empirischen Anthropologie der Literatur). Paderborn 2004, S. 102–117.
  • Manfred Engel: Kulturgeschichte/n? Ein Modellentwurf am Beispiel der Kultur- und Literaturgeschichte des Traumes. In: KulturPoetik. 10, 2010, S. 153–177.
  • Manfred Engel: Towards a Poetics of Dream Narration (with Examples by Homer, Aelius Aristides, Jean Paul, Heine and Trakl). In: Bernard Dieterle, Manfred Engel (Hrsg.): Writing the Dream / Écrire le rêve (= Cultural Dream Studies 1) Königshausen & Neumann, Würzburg 2017, S. 19–44.
  • Ann Faraday: Positive Kraft der Träume. 1996, ISBN 3-8112-1376-8. (orig.: Dream Power, 1972)
  • Michel Jouvet: Das Schloß der Träume. Rowohlt, 1995, ISBN 3-499-13473-X.
  • Peretz Lavie: Die wundersame Welt des Schlafes. Entdeckungen, Träume, Phänomene. Dtv, 1999, ISBN 3-423-33048-1.
  • Stephan Matthiesen, R. Rosenzweig (Hrsg.): Von Sinnen. Traum und Trance, Rausch und Rage aus Sicht der Hirnforschung. mentis Verlag, 2007, ISBN 978-3-89785-572-4.
  • Hans Ulrich Reck: Traum. Enzyklopädie. Wilhelm Fink Verlag, München 2010, ISBN 978-3-7705-4396-0.
  • Rainer Schönhammer: Fliegen, Fallen, Flüchten. Psychologie intensiver Träume. dgvt-Verlag, Tübingen 2004, ISBN 3-87159-051-7.
  • Paul Tholey, Kaleb Utrecht: Schöpferisch Träumen. Klotz Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-88074-275-8.
  • Edward C. Whitmont, Sylvia Brinton Perera: Träume, eine Pforte zum Urgrund. Burgdorf Verlag, Göttingen 1992, ISBN 3-922345-70-0.
  • Edward C. Whitmont: Der Traum in der homöopathischen Praxis. Burgdorf Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-922345-98-0.
  • Michael H. Wiegand (Hrsg.): Schlaf & Traum: Neurobiologie, Psychologie, Therapie. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2386-5.
  • Michael Schredl: Traum. UTB Ernst Reinhard Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8252-3005-0.
  • Frank Stahlhoff: Nachtwandel in Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert: diskursives Schrifttum und medizinische Beschreibungsliteratur. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-7990-5.
  • Stefan Klein: Träume : eine Reise in unsere innere Wirklichkeit. S. Fischer, 2014, ISBN 978-3-10-039615-0.


Weblinks


  • [http://zeus.zeit.de/text/2006/11/P-Solms Artikel über Mark Solms]. Die Zeit Nr. 11 vom 9. März 2006
  • [http://www.zeit.de/2010/13/Schlafwandler?page=all Traumforschung: Gehirn im Alleingang], Tobias Hürter in Die Zeit Nr. 13 vom 25. März 2010
  • [http://www.dreamcultures.org/ Dreamcultures]: ICLA Forschergruppe zur Kultur-, Literatur und Mediengeschichte des Traumes; mit umfangreicher Datenbank zur Traumforschung
  • [http://www.culturaldreamstudies.eu/]: Network of Cultural Dream Studies – Forum für kulturwissenschaftliche Traumforschung
  • F. Siclari, B. Baird, L. Perogamvros, G. Bernardi, J. J. LaRocque, B. Riedner, M. Boly, B. R. Postle, G. Tononi: The neural correlates of dreaming. In: Nature Neuroscience. Band 20, Nummer 6, Juni 2017, S. 872–878, , PMID 28394322, .


Einzelnachweise





Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Traum

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